Atelier Dati
Bacio, Material: Bronze 3/5, von Tina Itin | Kiss, Material: Acryl auf Leinwand, von Dario Norelli
Design & Kunst
Tempel göttlicher Einfälle
Pfäffikon am Pfäffikersee, ein eigentlicher Unort, liegt hier wie ein aufgeschlagenes Kapitel der Zeit, eingefasst von Wasser, Hügeln und launischem Himmel. In diesem Habitat, das bereits äusserlich auf die Schätze hinweist, die es verbirgt, liegt die Halle von Dario Norelli und Tina Itin. Ein Ort, der mehr ist als Atelier: ein Tempel, ein Heiligtum, ein Refugium für das, was nur entsteht, wenn Stille, Licht und Hand sich begegnen. Betritt man diese Halle, spürt man sofort das Gewicht der Zeit, das Gewicht der Gegenwart. Die Räume atmen, sie warten, sie beobachten. Hohe Fenster lassen das Licht wie eine Liturgie hereinfallen, unregelmässig, schräg, wie ein stiller Chor von Schatten und Strahlen. Jede Fläche, jeder Winkel ist vorbereitet auf das Ritual: Stahl, Leinwand, Pigmente – sie liegen wie Opfergaben bereit, auf dass sie berührt, bewegt, verwandelt werden. Norelli schreitet durch die Hallen wie ein Pilger der Materie. Seine Hände forschen, graben, formen, als würde er die Geheimnisse der Welt aus dem Material ziehen. Jeder Pinselstrich, jede Skulptur ist ein Gebet, ein stiller Dialog mit dem Unsichtbaren. Seine Werke atmen und flüstern, fordern keine Beachtung, sondern verdienen sie. Wer verweilt, spürt das leise Pulsieren hinter den Oberflächen, und es ist keine billige Oberflächenästhetik. Im Gegenteil.
Itin hingegen wandelt durch dieselben Räume wie eine Chronistin des Lichts. Ihre Kunst ist Atem, Moment, flüchtige Schönheit verdichtet in Farbe, Form und Schatten. Sie sammelt Augenblicke, so wie Bildfragmente aus Büchern und Zeitungen, verdichtet sie zu leuchtenden Geschichten, ohne je eine zu platt zu erzählen. Ihre Bilder und Skulpturen öffnen Räume der Stille, in denen die Welt innehält, in denen das Auge lauscht, das Herz horcht und selbst der leiseste Hauch von Bewegung Bedeutung gewinnt. Selten verschmelzen ihre Hände mit jenen von Dario in einem gemeinsamen Werk. Diese Augenblicke sind wie ein Blitz über dem See, wie ein Komet, der die Hallen erhellt: kurz, hell, unvergleichlich. Dann vereinen sich analytische Präzision und intuitive Sensibilität zu einer Vision, die grösser ist als das Individuelle, die den Ort für einen Moment in pure Magie taucht.
Dea, Material: Bronze 1/5, von Dario Norelli
Design & Kunst
Die Halle selbst ist kein passiver Raum. Sie wirkt wie ein lebendiges Gefäss, das jeden Pinselstrich, jeden Lichtstrahl, jede Berührung aufnimmt. Material, Licht, Schatten und Zeit folgen eigenen Gesetzen, und doch erzeugen sie Harmonie – eine stille Symphonie, in der jeder Schritt, jede Bewegung Teil eines Rituals ist. Hier wird Kreativität zur Liturgie: nicht laut, nicht fordernd, sondern ernsthaft, feierlich, heilig. Wer die Halle verlässt, trägt mehr als Kunstwerke mit sich. Man trägt das Echo zweier Universen, die nebeneinander atmen, sich nur selten berühren, und dennoch eine unauslöschliche Schönheit hinterlassen. Der Kunst-Snob-Appeal bleibt aussen vor. Beide antworten, ihrer starken Persönlichkeit folgend, so auf die Frage: Wenn Sie eine Musik wären? «Ich? Ein buntes Potpourri aus Soul, Rock, Hip-Hop, Funk, Country, klassischer und Weltmusik», so Tina. Dario lässt sich länger Zeit: «Ja, doch … Miles Davis.» Wie auch immer, was die beiden schaffen, ist Musik in den Augen von allen, die Kunst mögen, die man anfassen kann. Mit den Händen, dem Gemüt und der Seele. Sie berührt. Atelier Dati: Tempel göttlicher Einfälle.
Design & Kunst
Atelier dati
Zelglistrasse 35
8330 Pfäffikon ZH
Dario Norelli: 079 467 13 36 Tina Itin: 079 231 08 08 atelierdati.ch
Instagram: atelierdati